Was bewegt einen jungen Menschen von heute, sich mit einem 14-jährigen Mädchen zu befassen, das von nun schon 77 Jahren – nach mehr als zwei Jahren Leben in einem Amsterdamer Hinterhaus-Versteck – in einem Konzentrationslager der Nationalsozialisten ermordet wurde?
Ist es die besondere Gelegenheit, dass wir in ihrem Tagebuch, das sie seit ihrem 13. Geburtstag führte, so tief eintauchen können in ihre Welt?
Ist es die unmittelbare Betroffenheit, dass wir uns mit ihrem Schicksal so sehr identifizieren, dass wir ihren Schmerz mitfühlen können?
Ist es das Bewusstsein, dass es trotz der großen zeitlichen Distanz zwischen unserem und dem Leben von Anne so viele gemeinsame Sehnsüchte, Wünsche und Empfindungen gibt?
Ist es die Gewissheit, dass gerade aus dem Schicksal der jungen Anne die Motivation erwächst, bedingungslos für die Rechte der Menschen einzutreten?
Ist es die Erfahrung, dass man durch die Geschichte eines einzelnen Menschen soviel über die Geschichte aller lernen kann?
Vielleicht alles zusammen und für jeden etwas anderes. Denn die Geschichte der Anne Frank hat nichts an Aktualität und Wirksamkeit verloren. Und am Leben dieses jungen Mädchens wird ein Auftrag an uns alle sichtbar, der leider auch derzeit wieder verstärkt an Dringlichkeit gewonnen hat: Dass Menschenrechte unteilbar sind und jeden Tag aufs Neue geschützt werden müssen!